The Model and me von Schokomaus ================================================================================ Kapitel 10: Secrets ------------------- Hey ihr lieben :) Ich bin gut aus Japan wieder zurück gekommen. Das Konzert war einfach der Hammer ^.^ Und ich hab ein neues Kapitel geschrieben :D Wünsch euch viel Spaß beim Lesen ^.^ Secrets 4 Wochen später – Ende November „…und weißt du, Kai macht eigentlich selten so viele Überstunden, da macht man sich mal Gedanken darüber.“ Gerade war ich mit Uruha und Takanori shoppen. Uruha hatte Takanori gefragt und dieser hatte mich mehr oder weniger zum mitgehen verpflichtet. Ich konnte ihm diesen Wunsch auch nicht abschlagen. Somit waren wir an diesem Samstag nun in Tokyos Einkaufsstraßen und großen Kaufhäusern unterwegs – selbstverständlich hatte Takanori dafür gesorgt, dass wir nicht öffentlich fahren mussten. Jedoch waren wir in einer unbelebten Nebenstraße aus der Limousine gestiegen, denn diese hätte sicherlich für Aufsehen gesorgt. Uruha erklärte mir gerade, dass irgendetwas mit Kai nicht stimmte. Kai machte in letzter Zeit fast immer Überstunden bei den Abendschichten, zumindest war das das, was er Uruha und Aoi erklärt hatte. Was Kai und auch die anderen nicht wussten, Takanori und ich waren während einer dieser ominösen Überstunden Kais mal in der Bar gewesen und hatten ihn nicht angetroffen. Doch davon hatte ich Uruha nicht erzählt. Wenn Kai ein Geheimnis hatte, dann würde ich ganz sicher nicht versuchen dieses sofort zu lüften. Immerhin hatte ich selbst ein Geheimnis. Mein Blick fiel auf Takanori, der gerade ein Shirt auf einem Ständer musterte und nebenbei Uruhas Erzählungen lauschte und ab und zu mal etwas einwarf. Er spürte meinen Blick und sah auf, ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Wir sahen uns wohl minutenlang in die Augen, bis plötzlich eine Hand welche vor meinen Augen wedelte unseren Blickkontakt abbrach. „Sag mal hörst du mir eigentlich noch zu?“ „Äh, wie was?“ stammelte ich und wurde leicht rot, ich konnte, nachdem Uruha seine Hand gesenkt hatte, erkennen wie Takanori sich umdrehte und sein Schulterzucken verriet, dass er wohl gerade ziemlich sich ein lautes Lachen verkneifen musste. Uruha sah zwischen mir und Takanori kurz hin und her, zog elegant wie immer eine Augenbraue hoch. „Also ich werde das Gefühl nicht los, das zwischen euch was läuft.“ kommentierte er. Ich schluckte. War es wirklich so offensichtlich, dabei bemühten wir uns so. Ich hatte Takanori darum gebeten, zu warten bevor wir den anderen von unserer Beziehung erzählen würden. Ein wenig enttäuscht hatte er schließlich zugestimmt. Ich wusste, dass die anderen keine andere Frage mehr haben würden, als ob er mich endlich flachgelegt hatte und das wollte ich unter allen Umständen verhindern. Es würde so schon schwer genug werden, Takanori meine Jungfräulichkeit zu beichten. Außer wahnsinnig tollen Küssen und ein bisschen Kuscheln war zwischen uns noch nichts gewesen. Es war eigenartig. Hatte ich doch von Takanori bevor er mir gestanden hatte, dass er sich in mich verliebt hatte, den Eindruck dass sich in seinem Leben vieles um Sex drehte, so wurde ich jetzt aber eines besseren belehrt. Er schien einen 6. Sinn dafür entwickelt zu haben, wann er „zu weit“ ging. Ich selbst hatte ihn bisher noch nie aufhalten müssen. Er hatte irgendwie gespürt, wenn mir etwas unangenehm geworden war – selbst ohne Worte und offensichtliche Gesten – zumindest war ich der Meinung, dass ich es nicht offensichtlich zeigte. Ich war schon wieder in meinen Gedanken verloren und konnte Uruha nur seufzen hören, ehe ihm Takanori mit einem „Mach dir nichts draus, er ist in letzter Zeit oft in Gedanken.“ auf die Schulter klopfte. „Und nein, zwischen uns läuft nichts.“ deklarierte Takanori anstelle von mir. Auch wenn er für Uruha vermutlich unhörbar war, ich hatte den leicht traurigen Unterton rausgehört. Uruha schob seine Unterlippe vor und zog sein berühmtes Schmollgesicht. „Pah, alte Freunde sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren.“ und schon wandte er sich dem nächsten Kleiderständer zu, zog ein T-Shirt hervor und beäugte es kritisch. Ich setzte eine schuldbewusste Miene auf und Takanori gab mir lautlos zu verstehen, dass ich besser Uruha trösten sollte, bevor auch er sich wieder einem Kleiderständer zu wandte. „Also, ich bin ganz Ohr.“ erklärte ich als ich mich zu Uruha an den Kleiderständer begab und die Shirts dort kritisch beäugte. Er warf mir einen abschätzenden Blick zu, bevor er schließlich mir nochmals seine Vermutungen und Entdeckungen bezüglich Kai erzählte. Takanori hatte sich nun auch dem Shirtständer zugewandt an dem Uruha und ich standen. Während er die Shirts durchschaute, kommentierte er Uruhas Erzählungen. „Ich glaube, dass Kai eine Beziehung hat.“ Ich sah ihn an. „Kai? Unser Kai? Aber wieso sollte er dann nichts davon sagen?“ fragte sich Uruha jetzt. Ich zuckte mit den Schultern. „Es liegt ja auf der Hand, dass du dann wieder alles genau wissen willst.“ Uruha sah mich gespielt empört an. „Also so neugierig bin ich dann auch wieder nicht.“ Ich rollte als Antwort mit den Augen. „Nein echt nicht.“ meinte er und sah zwischen Takanori und mir hin und her, als ob er dort jetzt Bestätigung für seine Aussage erhalten würde. „Oder etwa doch?“ fragte er dann leicht unsicher. Takanori und ich nickten nur mit wissendem Gesicht. Und schon schmollte er wieder. Uruha war in der Hinsicht einfach sehr leicht zu lesen, wie man so schön sagte. Er zog ein T-Shirt vom Ständer, beäugte es und hielt es dann an meinen Oberkörper. „Was sagst du Takanori? Würde ihm doch gut passen?“ ich versuchte über den Kleiderbügel der gegen meinen Hals gedrückt wurde, hinunter zu schielen was für ein T-Shirt das nun überhaupt war. Es war auf jeden Fall dunkelgrau. Takanori legte den Kopf schief und strich mit seiner rechten Hand über seinen imaginären Kinnbart. „Hm, ja würde ihm sicher gut stehen.“ Ich sah die beiden an, als wären sie zu Enten oder so geworden. „Ähm hallo? Darf ich bei meiner Garderobe auch noch ein Wort mitreden?“ fragte ich jetzt. „Nein, immerhin wissen wir alle, wie gering dein Interesse für Mode ist. Also hör auf zwei Profis.“ grinste Uruha mich an und drückte mir das Shirt in die Hand. „Na los! Anprobieren!“ ich stolperte fast, als er mich in die Umkleidekabine scheuchte. Ich konnte hören, wie die beiden sich draußen unterhielten. Es ging soweit ich mitbekam um meinen Modegeschmack. Ich probierte das dunkelgraue Shirt an und musste zugeben, dass es mir ausgezeichnet stand. Ein wenig sehr modisch geschnitten, aber eindeutig so, dass es mir passte. Ich präsentierte mich den beiden schließlich noch und schon war es klar, dass ich das Shirt kaufen musste. Als nächstes machten wir uns auf in den großen Buch- und Zeitschriftenladen gegenüber. Uruha brauchte ein paar Damen-Mode-Magazine, da er in seinem Seminar darüber referieren sollte. Wir steuerten die Abteilung der Modemagazine an und Uruha begann sofort in den neuen Ausgaben der Vogue zu blättern, um zu sehen ob sie seine Erwartungen erfüllten. Ich musterte ein wenig die Cover und blieb bei einem der Männer-Magazine hängen. Mein Herz musste für ein paar Minuten ausgesetzt haben, als ich auf dem Cover des heute erschienenen „Mister-Mister“ Takanori und mich erkannte. Ich hatte das Fotoshooting schon wieder komplett verdrängt, aber jetzt das Ergebnis zu sehen, war doch etwas überraschend. Uruha hatte die Männermagazine gar nicht beachtet, da er die meisten von ihnen sowieso im Abo hatte. Eigentlich wollte ich sehen, welche Bilder nun genommen wurden – immerhin versprach das Cover „eine 30-Seiten-lange Fotostrecke der neuesten Modetrends präsentiert von Ruki“, doch es war mir zu riskant Uruha sofort darauf aufmerksam zu machen – immerhin las ich solche Zeitschriften nicht. Takanori hatte wohl meinen Blick bemerkt und mich leicht angerempelt, damit es nicht zu offensichtlich wurde – aber Uruha war in das Magazin in seiner Hand viel zu sehr vertieft. Ich machte mich über die Fußballmagazine nun her und blätterte ein paar durch. Das meiste wusste ich schon aus dem Internet, daher beschloss ich keine Zeitschrift zu kaufen. „Ich hab alles.“ unterbrach kurz darauf auch schon Uruha meine Tätigkeit. Takanori hatte sich bei den Modemagazinen umgesehen und dabei geflissentlich das Mister-Mister ausgelassen. Wir nickten beide und legten die Zeitschriften wieder zurück, während Uruha zur Kasse ging und seine Zeitschriften zahlte. „Also wo wollen wir nun hin?“ fragte Takanori, da wir bereits am Ende dieser Einkaufsstraße nun angelangt waren. Uruha warf einen Blick auf die Uhr. „Ich würde sagen, zurück zum Campus. Immerhin haben wir nur noch knapp 2 Stunden bis wir uns mit den anderen beim Italiener treffen und wir brauchen ja eine ganze Stunde zurück zum Campus.“ Natürlich waren wir damit einverstanden – Takanori, weil er wie Uruha sich natürlich auch noch herrichten wollte und ich weil ich froh war, den Shoppingtag mit den beiden überlebt zu haben und nur mit einer vergleichsweise geringen Anzahl an Taschen nun nachhause fuhr. Takanori rief den Fahrer der Limousine an und vereinbarte einen Treffpunkt in einer ruhigen Seitengasse und dann machten wir uns auf den Weg. Zwei Stunden später saßen wir alle beim Italiener außerhalb des Universitätscampus. Und mit alle, meinte ich auch alle – also der kleine elitäre Kreis meiner besten Freunde und der erweiterte Kreis unserer Clique. Saga und Tora waren gerade eben dazugestoßen, hatten sich etwas verspätet – wobei jeder der beiden es auf den anderen schob, was uns alle lachen ließ. „Das ist wohl das Los, wenn ein Designer mit einem Model zusammenwohnt.“ kommentierte Shou und wir mussten noch mehr lachen, woraufhin Nao meinte. „Man kann ja nur froh sein, dass Aoi und Reita nichts mit dem Ganzen am Hut haben, weil sonst würden sich die 4 auch noch verspäten.“ Aoi und ich mussten hier Nao eindeutig zustimmen. Sowohl Uruha als auch Takanori brauchten wirklich elendig lange im Badezimmer und bei der Klamottenauswahl, von den Accesoires ganz zu schweigen. Wir alle studierten nun die Speisekarten, wobei für mich eigentlich schon feststand, dass ich Spaghetti essen würde. Takanori blätterte immer wieder herum, schien sich nicht entscheiden zu können. Als schließlich der Kellner nach unserer Bestellung fragte, ließ Takanori uns alle zuerst bestellen und entschied wirklich erst in allerletzter Minute sich für eine Lasagne. Unsere Gespräche drehten sich im Moment rein um das Uni-Leben und die nicht mehr lange dauernden Feiertage rund um Neujahr. Während des Essens ging es hauptsächlich darum, wer selbst schon mal in Italien war und ob einem das Essen dort besser geschmeckt hatte. Alles vollkommen harmlose Themen, was mich sehr freute. Immerhin hatten wir schon Italiener-Abende gehabt, wo es sich um den Unterschied im Liebesleben der Japaner und der Italiener drehte und solche Themen. Als das Dessert, in meinem Fall Tiramisu, abserviert worden war, kramte Uruha aus seiner Tasche plötzlich jenes Magazin hervor, für das Takanori und ich abgelichtet wurden. Saga griff sofort danach, doch Uruha schlug seine Hand weg. „Du kannst es später anschauen. Ich will vorher was klären.“ Das Magazin wurde nun direkt Takanori vor die Nase geschoben, der Uruha mit hochgezogener Augenbraue ansah. „Wer ist der junge Mann mit dem du da fotografiert wurdest? Ich hab den noch nie in einem Magazin entdeckt.“ Ich starrte mit vor Schreck geweiteten Augen auf das Magazin. Oh Gott, was würde Takanori jetzt sagen. Er nahm das Magazin in die Hand und blätterte es langsam durch. Uruha schien regelrecht ungeduldig auf eine Antwort zu warten. „Ich meine, er kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht woher und es steht kein Name dabei.“ Takanori nickte und blieb auf einer der Fotoshooting-Seiten hängen. Sofort waren Saga's und Tora's Kopf ebenso wie der von ein paar anderen über das Magazin gebeugt. „Ein Newcomer“ kommentierte Takanori nur. „Hab mir seinen Namen nicht gemerkt.“ Ein wenig erleichtert atmete ich aus. Doch meine Hoffnung, dass sich Uruha damit zufrieden geben würde, wurde sofort zunichte gemacht. „Aber dein Manager oder Agent oder wie auch immer man das nennt wird das doch sicherlich in Erfahrung bringen können, oder?“ „Hm, ich kann ihn ja mal fragen.“ meinte Takanori und schlug die Zeitschrift zu und sofort griff Saga danach. Für Takanori war das Thema beendet, ebenso für mich. Für die anderen war das Thema jedoch noch nicht beendet. Gerade als Takanori von seinem Bier getrunken hatte, meinte Saga fasziniert. „Erzähl was von dem Shooting Takanori, die Bilder sehen ja echt heiß aus, das kann man ja so gut fast gar nicht stellen, oder?“ Das hatte er doch nicht wirklich gefragt. Doch hatte er, den Takanori setze sein Glas ab und grinste jetzt leicht. „Alles geht wenn man will, aber ich gebe zu es war ein heißes Shooting.“ Und schon hingen ihm alle an den Lippen, allen voran Uruha. Er begann zu erzählen und sein Blick glitt immer wieder zu mir. Er erzählte bisher nur von der andere, nicht von mir direkt. Als er von dem Fotoshooting und dem Kuss im Wellnessbereich erzählte, ließ er es so klingen, als wäre es sozusagen die Idee des anderen gewesen mit diesem Kuss. Ich unterbrach jetzt, ohne mir bewusst zu sein, dass ich mich damit verriet. „Der Kuss ging ja wohl eindeutig von dir aus, immerhin hast du dich aus dem Becken gestemmt.“ kommentierte ich leicht amüsiert, wie Takanori hier versuchte als armes hilfloses Opfer da zu stehen. Doch in dem Moment als alle die Aufmerksamkeit auf mich gerichtet hatten, fiel mir erst der Fehler im System auf. Ich hatte etwas verraten, was ich unmöglich wissen konnte. Selbst als Zuschauer konnte ich nicht wissen, dass zwischen den beiden anderen keine Absprache stattgefunden hatte. Uruha zog jetzt eine Augenbraue hoch, während Takanoris Kopf Bekanntschaft mit der Tischplatte machte. Ich hatte mich gerade eindeutig selbst verraten und das wo sich Takanori soviel Mühe gegeben hatte, mich nicht zu verraten. Man konnte über meinem Kopf so richtig ein „drop“ erkennen, fast wie im Manga. Saga, vor dem noch immer das Magazin lag, sah jetzt nochmal auf die Bilder und begann schließlich zu grinsen. „Warum ist uns das nicht schon früher aufgefallen, die Ähnlichkeit ist schon sehr verblüffend Rei, hast du etwa einen Zwilling?“ Uruha zog sofort das Magazin an sich um sich von der eben gerade gemachten Entdeckung selbst zu überzeugen, er hätte mir wohl am ehesten noch die „Zuschauer-Ausrede“ abgekauft, mit der ich aber eindeutig nicht wissen konnte, was die zwei abgesprochen hatten. Aoi interessierte sich plötzlich auch für das Magazin. Dann begann er zu lachen. „Klar ist das unser Rei.“ Ich wurde hochrot im Gesicht, vor allem als ich sah wie Uruha nach Luft zu schnappen begann. „Du...du...du...“ „Hör auf zu stottern Schatz und krieg dich wieder ein.“ bemutterte Aoi Uruha nun mild lächelnd. Uruha war jetzt ganz aus dem Häuschen. „Du...“ Ich zog die Augenbrauen hoch, versuchte selbst herauszufinden, was er die ganze Zeit sagen wollte. Takanori konnte sich ein leichtes Grinsen und Lachen nicht verkneifen. Zu genial war der Gegensatz der Reaktionen meiner Freunde, während die anderen es alle relaxed aufgenommen hatten, war Uruha vollkommen aus dem Häuschen. „Du...ihr habt euch geküsst?“ war schließlich Uruhas Frage. „Ähm ja, der Fotograf wollte das so.“ kam mir Takanori zuvor, da er offensichtlich grade besser mit Uruha zum umgehen wusste als ich. „Und... und seit wann bist du bitte Model Rei???? Du? Gerade du, der sich nichts aus Mode macht?“ Ich starrte kurz auf die Tischplatte. „Ich hab ihn zum Shooting mitgenommen. Die Editorin sah ihn und wollte dann unbedingt Fotos von uns beiden. Und ja, ein bisschen Überredungskunst hab ich schon gebraucht.“ grinste Takanori mich nun an, während ich nur rot wurde. „Darauf sollten wir trinken!“ schlug Saga jetzt vor und bestellte kurzerhand eine Runde Grappa. Wie sehr ich den italienischen Traubenschnaps hasste. Vor allem schienen jetzt alle, der Reihe nach mir mit Alkohol zu den gelungenen Fotos gratulieren zu wollen. Das Ende des Abends war, dass ich ziemlich angetrunken, schließlich von Takanori nachhause gebracht wurde und immer wieder etwas von „Je mehr man davon trinkt, desto besser schmeckt er“ lallte. Nach der ordentlichen Frischluftohrfeige zwischen Restaurant und Campuszimmer, hing ich in unserem Zimmer erst mal für einige Zeit über der Kloschüssel, während Takanori mir ein Glas Wasser reichte, ebenso Waschlappen und Handtuch und dann auch noch nach Aspirin suchte. Als ich mich endlich etwas erholt hatte, drückte er mir zwei Aspirin in die Hand. „Hier, dann geht’s dir morgen nicht ganz so schlecht.“ Brav nahm ich sie an und fragte dann ob ich denn wenigstens einen Gute-Nacht-Kuss bekäme, die Antwort fiel aber nicht erfreulich für mich aus. „Wenn du Zähne geputzt hast und nicht mehr eine Fahne 10 Meter gegen den Wind hast.“ war der trockene Kommentar von Takanori. Noch immer komplett neben mir stehend, schaffte ich es tatsächlich mir die Zähne zu putzen ohne irgendwelche Zwischenfälle. Anschließend kaute ich noch einen Minzkaugummi, während Takanori im Badezimmer sich bettfertig machte. „Du bist ja immer noch nicht im Bett.“ stellte er fest, als er wieder rauskam. „Ich hab meinen Gute-Nacht-Kuss noch immer nicht gekriegt.“ gab ich wie ein kleines Kind von mir und löste bei Takanori ein Kopfschütteln mit einem erheiternden Lachen aus. „Na komm her.“ meinte er dann und breitete seine Arme aus, während ich sofort aufsprang vom Sessel und nun schon fast zu Takanori hineilte. Stunden später wurde ich schließlich von höllischen Kopfschmerzen geweckt. Mir entfloh ein schmerzerfülltes Stöhnen als ich mich herumdrehte und sich alles zu drehen begann und mein Kopf von einem weiteren Presslufthammer bearbeitet wurde. Ein leichtes Wimmern konnte ich mir dann nicht verkneifen, auch wenn ich wusste, dass ich Takanori damit sicher aufwecken würde. Ich bekam nicht mal die Augen richtig auf, ohne dass sich die Kopfschmerzen noch mehr verstärkten. Plötzlich legte sich eine kühle Hand auf meinen Kopf und ich hörte Takanori leise an mein Ohr flüstern. „Hier sind zwei Aspirin. Versuch sie irgendwie zu schlucken.“ Und schon spürte ich wie seine Hand von meiner Stirn in meinen Nacken rutschte und er mich vorsichtig leicht aufrichtete und zu sich drehte. Ich versuchte die Augen zumindest einen Spalt breit aufzukriegen, was mir schließlich auch gelang. Takanori sah mich leicht besorgt an, als er mir die Aspirin gab und schließlich das Glas Wasser zum runterschlucken an den Mund hielt. Ich schwor mir, nie wieder Grappa zu trinken. Ich wusste es doch schon von den früheren Italiener-Abenden, dass dies immer wieder mit dem fürchterlichsten Kater endete. Erst jetzt als ich die Augen ein wenig geöffnet hatte, bemerkte ich, dass ich in Takanoris Bett unten lag und an der angeknipsten Schreibtischlampe konnte ich erkennen, dass er schon wach gewesen war. „Schlaf noch eine Runde, dann wird’s dir sicher besser gehen.“ Schlug er mir vor und strich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht, ehe er mir einen Kuss auf die Stirn drückte und ich die Augen wieder schloss und sofort war ich wieder eingeschlafen. Einige Stunden später wurde ich von Stimmen geweckt. Die eine gehörte eindeutig Takanori der mit jemanden sich leise unterhielt an der Zimmertüre. Um was es genau ging konnte ich leider nicht verstehen, da Takanori sich außerhalb des Zimmers befand und die Zimmertüre hinter sich nur einen Spalt breit offen gelassen hatte. Nach kurzer Zeit hatte ich die zweite Stimme als die von Uruha identifiziert. Mein Kopfweh war fast komplett abgeklungen und ich traute mir zu, aufzustehen. Der Raum war noch immer abgedunkelt und die Schreibtischlampe an Takanoris Schreibtisch brannte, ebenso lag ein aufgeschlagenes Buch. Fast hätte ich mir den Kopf an meinem Bett oberhalb gestoßen, da ich es nicht gewohnt war, dass über mir noch etwas war, denn in meinem Bett oben hatte ich nur noch die Zimmerdecke und sonst nichts auf das ich achten musste. Die beiden mussten mich irgendwie gehört haben, als ich mich aufgesetzt hatte, da Takanoris Kopf wieder in der Tür erschien. „Na, geht’s dir schon besser?“ fragte er leicht grinsend. Uruha steckte seinen Kopf oberhalb Takanoris zur Tür herein. „Na wieder unter den Lebenden, Rei?“ lachte er mich aus. Ich grummelte zur Antwort nur und Uruha beschloss, dass ich wohl noch zu morgenmuffelig für seine Gespräche war und verabschiedete sich dann sofort. „Kopfweh endlich weg?“ fragte Takanori als er sich zu mir auf’s Bett setzte. „Ja“ nickte ich vorsichtig und ließ mich gegen ihn sinken. Er legte seine Arme um mich und zog mich näher zu sich um mir einen Kuss zu geben. „Ich wusste nicht, dass du so schlimmen Kater von Grappa bekommst.“ murmelte er gegen meine Lippen und seine Hand fuhr von meinem Nacken, langsam meinen Rücken hinab. „Mhm, jetzt weißt du es.“ antwortete ich und war durch den Kuss und die kleinen Liebkosungen die ich erhielt fast wieder am Einschlafen. Takanori grinste jetzt. „Na los unter die Dusche, sonst wirst du ja nie wach.“ Und mit einem weiteren kleinen Kuss entließ er mich auch schon ins Badezimmer, während er die Vorhänge nun zur Seite zog und somit Sonnenlicht hereinließ, dazu öffnete er noch das Fenster um endlich die nach Alkohol stinkende Luft rauszulassen. Äußerst schnell war ich im Badezimmer verschwunden, immerhin war die Luft draußen trotz allem sehr kalt. Frisch geduscht und in frischen Sachen, saß ich nun an meinem Schreibtisch und versuchte mich auf den Lernstoff zu konzentrieren. Wir hatten in 4 Tagen die erste Zwischenprüfung. Es war bereits später Nachmittag, nachdem ich bis nach Mittag geschlafen hatte. Takanori saß laut seinen Aussagen bereits seit ungefähr 8 Uhr an dem Lernstoff. Auf meine Frage hin, wieso er von Grappa keinen Kater bekam, lachte er. „Ich würde sagen, ich bin trainiert was das trinken betrifft und vor allen Dingen, ich mag Grappa ganz gerne, nachdem ich ihn in Italien zum ersten Mal getrunken habe. Außerdem hab ich nicht die gleiche Menge wie du getrunken.“ Seine Antwort zog ein kleines Schmollen meinerseits nach sich. Wir verbrachten die restlichen Stunden bis zum Abendessen mit Lernen. Unser Abendessen bestand heute aus Cup-Nudeln, mehr Hunger hatte ich nicht und Takanori hatte scheinbar mittags sich etwas vom Chinesen liefern lassen und da schon sehr viel gegessen. Als ich nachdem Essen nochmal versuchte meine letzte Konzentration auf den Lernstoff zu lenken, versagte ich kläglich und knallte das verdammte Lehrbuch mit Frustration zu. Sofort erntete ich einen fragenden Blick von Takanori, der von seinem Buch aufsah. „Ich krieg heute sowieso nichts mehr in meinen Schädel.“ jammerte ich. Er seufzte nur, bevor er sein Buch schloss. „Lassen wir's gut sen für heute.“ schlug er vor und nur Sekunden später, lagen seine Lippen auf meinen. „Ich bin für ein wenig Ablenkung.“ hauchte er jetzt gegen meine Lippen und mir wurde heiß und kalt zugleich. Natürlich wusste ich sofort an welche Art von Ablenkung Takanori dachte, denn er machte es sich nach seiner Aussage auf meinem Schoß gemütlich. Ich schluckte, jetzt war wohl der offensichtliche Zeitpunkt gekommen um ihn über mich aufzuklären. Wieder lagen seine Lippen auf meinen und dazu gingen seine Hände auf Wanderschaft, fordernder als die letzten Male wo wir nur gekuschelt hatten. Sie huschten unter mein Shirt und ich brach den Kuss ab. Takanori, gefiel das wohl nicht so recht, da er sofort wieder versuchte meine Lippen in Beschlag zu nehmen. Mit sanfter Gewalt stemmte ich meine Hände gegen seinen Oberkörper. „Jetzt oder nie“ dachte ich mir. Irritiert davon, dass ich ihn davon abhielt mich weiter zu küssen sah er mich nun an. „Ich... Taka...ich glaub ich muss dir was....sagen.“ brachte ich leicht stotternd und verlegen heraus. Auf Takanoris Lippen legte sich ein leichtes Lächeln und seine Hände waren unter meinem Shirt verschwunden. Noch bevor ich weiter reden konnte, stupste sein Zeigefinger an meine Nase. „Du musst mir nichts sagen, ich weiß es bereits.“ Jetzt war es an mir verdutzt zu schauen. Woher? Oh mein Gott, jetzt wurde es mir erst bewusst was seine Aussage bedeutete. Er konnte sich an das Gespräch mit Kai erinnern und vor allen Dingen, er wusste die ganze Zeit über, dass ich ihn damals bei seiner Fragestunde angelogen hatte. Noch immer war das Lächeln aus seinem Gesicht nicht verschwunden, ich rechnete eigentlich schon mit einer Standpauke, weil ich ihn angelogen hatte. „Ich traue mir langsam zu, dich gut einzuschätzen, Akira. Und vor allen Dingen, habe ich mich die ganze Zeit gefragt, wie offensichtlich ich dich aus der Reserve locken muss oder ob du lieber leidest als mir die Wahrheit zu sagen.“ Leiden? Ohja, das erinnerte mich wieder an eine meiner größte Ängste. Die Angst, dass das erste Mal ziemlich weh tun würde. Takanori strich eine verirrte Strähne aus meinem Gesicht. „Ich hatte nicht geglaubt, dass ich so offensichtlich werden muss wie gerade eben. Aber ich bin froh, dass du endlich dazustehst. Ich mache mich sicher nicht lustig oder dergleichen, falls das deine Angst war mir von Anfang an die Wahrheit zu sagen.“ Ich räusperte mich kurz, bevor ich ihn unterbrach und versuchte zu erklären, was in mir vorging. „Ich... gott, es ist einfach so peinlich. Ich bin 22 und da hat jeder schon mal, egal ob nun mit einer Frau oder einem Mann. Ich … das ist einfach ja.“ Takanori schüttelte kurz den Kopf, bevor er mich mit einem sanften kurzen Kuss zum schweigen brachte. „Nichts ist peinlich. Jeder erlebt das erste Mal dann, wenn er dafür bereit ist. Und selbst wenn du 30 wärst, wäre es nicht peinlich, denn dann hat es bisher noch nie gepasst. Und jetzt hör auf dir Gedanken über eine Rechtfertigung zu machen.“ und schon wurde ich wieder geküsst. „Wir gehen das ganze in deinem Tempo an. Und ich will, dass du mir ehrlich sagst, wann ich dir zu schnell bin.“ Ich kam nur dazu zu nicken, da Takanori seine Aussage mit einem sanften Kuss besiegelte. Ein Klopfen schreckte uns auf. Takanori kletterte von meinem Schoß, richtete seine Sachen und deutete auch mir, dass ich mein T-Shirt richten sollte. Nao stand an der Tür mit dem Lehrbuch und fragte, ob wir ihm helfen konnten, da auch sein Zimmerkollege nicht weiter wusste. Natürlich ließen wir ihn nicht vor der Türe stehen und schon saßen wir die nächsten Stunden bis spät in die Nacht hinein über dem Lehrbuch gebeugt. Vier Tage später saßen wir beim Mittagessen, unsere Zwischenprüfung gerade hinter uns gebracht. Ich war mir sicher, dass es ein sehr gut werden musste. Ich hatte immerhin alles gewusst. Nao saß noch in der Prüfung, während von den anderen nur noch Hiroto fehlte, der auch eine Prüfung gerade schrieb. Fast alle hatten heute oder gestern eine Zwischenprüfung gehabt. Somit drehte sich das heutige Gesprächsthema um die Zwischenprüfungen. Nao hatte die Prüfung auch endlich abgegeben und ließ sich mit seinem Tablett mir gegenüber auf den Platz sinken. „Ich hab so versagt.“ jammerte er sofort los. „Ach das wird schon gut gegangen sein. Immerhin hast du viel gelernt.“ versuchte Takanori ihn sofort aufzumuntern. Ich hätte meinen Zimmerkollegen wohl darüber aufklären sollen, das Nao nach jeder Prüfung von „Versagen“ sprach und dann sowieso ein „Sehr gut“ hatte. Bevor sich die beiden über die Antworten bei den Prüfungen unterhalten konnte, kam Hiroto an den Tisch und sank ziemlich erschöpft auf den Sessel neben Nao, der im selben Augenlick knallrot wie eine Tomate wurde und Hiroto keineswegs ansah. Was hatte ich denn hier verpasst? Hiroto wusste jedoch den hochroten Kopf von Nao besser zu deuten. „Hey, wirst du jetzt jedes Mal rot, wenn wir uns sehen, nur weil ich dich mit Kai beim Vögeln erwischt habe?“ sprach er gradewegs frei heraus und der gesamte Tisch war mit einem Schlag still. „Soviel zu – Du sollst es für dich behalten“ entkam Kai ein leicht genervtes Seufzen. „Wie? Nao und Kai?“ fragte jetzt Aoi, nicht mal Uruha war der erste der die Stille unterbrach. Sämtliche Augen waren jetzt auf die beiden gerichtet. Sie sahen sich kurz an, ehe Nao noch roter wurde, als überhaupt möglich „Ähm ja, wir sind zusammen.“ gab Kai dann kurzerhand zu und griff nach Naos Hand um seine Aussage mit einem Händedruck und einem kurzen Kuss zu bestätigen. Sofort brach unser Tisch in eine leichte Jubelstimmung aus. Lange hatte es gedauert, bis Kai jemanden gefunden hatte – immerhin dachten wir bis vor kurzem noch, dass er auf Frauen stand, immerhin hatte er in der Highschool öfters Mädels gedatet. Auf der Uni war er da ziemlich bedeckt gewesen und ich hatte nichts mehr von seinen Dates gewusst. „Wie lange schon?“ fragte nun Uruha mit glühenden Augen. Wieder sahen sich die beiden an und man konnte allen voran Nao ansehen, dass er irgendwie erleichtert war, dass wir das so positiv aufgenommen hatten und er endlich zu seinen Gefühlen stehen konnte. Irgendwie konnte ich mir bildlich vorstellen, wie sich Takanori wohl gerade fühlen musste. Und irgendwie tat es mir leid, dass ich ihn um Geheimhaltung gebeten hatte, doch die nächsten Fragen bestätigten meine Befürchtungen über die Neugierde meiner Freunde. Und für diese war ich noch nicht gewappnet. „2 Wochen ungefähr.“ gab Nao zur Antwort. „Und wann hattet ihr das erste Mal Sex?“ „Wie war der erste Sex?“ und schon ging es los, dass die zwei ausgefragt wurde. Und mit roten Köpfen Rede und Antwort standen. Gott, wenn ich dran dachte, dass mir irgendwann wohl das gleiche bevorstehen würde, wenn die Beziehung von Takanori und mir bekannt wurde, graute mir jetzt schon vor diesem Tag. Ich ahnte aber bereits an den kleinen Seitenblicken, die mir Takanori zuwarf, dass wir wohl heute Abend wieder eine Diskussion darüber führen würden, warum ich es nicht meinen Freunden sagen wollte. Ich hoffe es hat euch gefallen. Ich habe mit dem neuen Kapitel bereits angefangen, aber da jetzt laufend Prüfungen kommen und ich in Japan gar nix für die Uni gemacht habe, wird's wohl etwas länger dauern >.< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)